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Dada da und Dada dort Eine lose Folge über 100 Jahre Dada und seine Erben
Dada geniesst zurzeit hohe Wertschätzung – als Reminszenz. Aber würden wir Dada überhaupt erkennen, wenn Dada an unsere Türe klopfen und um Einlass bitten würde? An zwei Fällen lässt es sich aktuell beobachten: international sorgt die Causa Böhmermann für Aufregung, eher regional die Aktion «Entköppelung» im Zürcher Neumarkt-Theater. Beide haben vielleicht das Zeug zu Dada ante portas.
Böhmermanns Lied über Erdogan war gewiss kein lyrisches Meisterstück, das waren Hugo Balls Lautgedichte in den Ohren der Zeitgenossen aber auch nicht. Auf den Kontext kommt es an, im Falle Böhmermanns auf die erkennbare Absicht, eine Person satirisch zu schmähen, die ihrerseits keine Gelegenheit auslässt, seine Gegner politisch zu schmähen: beispielsweise als Spione und Landesverräter, wenn deren Meinung der eigenen zuwiderläuft. Böhmermann benutzt dieselbe rhetorische Strategie mit einem anderen sprachlichen Register. Immerhin sind die Protagonisten weit weg.
Vergleichbares gilt auch für die Aktion von Philippe Ruch zwecks Entköppelung der Welt. Sie bedient nicht die raffiniertesten Strategien der politischen Ironie, sondern haut den Sack unmissverständlich – doch stets unter dem Kunst-Vorbehalt. Darüber darf gestritten werden. Doch erkennen wir darin die dadaistische Strategie – im Dada-Jahr? Oder doch nur eine politische Verunglimpfung?
Es ist offenkundig, dass Dada auch im Dada-Jubeljahr nicht wirklich geliebt wird. Wo immer die Kunst zu Dada-Form aufläuft, stösst sie auf Ablehnung – vorausgesetzt sie trägt nicht den Warnhinweis «Achtung Dada. Diese Aktion kann ihr Gemüt verwirren» auf sich.
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